Das Molekül in Bielefeld Teil 2

Am Donnerstagabend lud das Theater Bielefeld zum zweiten Mal die Zuschauer ein, der Antwort auf die Frage „Was ist Leben?“ ein Stück näher zu kommen. Vor der Vorstellung hatte jeder die Gelegenheit, an einer kleinen Einführung in das Musical teilzunehmen. Geleitet wurde diese von Jón Philipp von Linden.

Nun haben wir euch bereits von der Premiere berichtet. Allerdings sind wir dort mit Absicht noch nicht im Detail auf die Darsteller und die einzelnen Charaktere eingegangen. Dies soll in diesem zweiten Bericht über das Molekül nachgeholt werden. Ich hoffe ich kann euch dadurch das Stück etwas näherbringen.

Zunächst wäre dort Craig Venter zu nennen, gespielt von Thomas Klotz. Craig wurde am 14. Oktober 1946 in Utah geboren und ist ein US-amerikanischer Biochemiker. Im Wettstreit  mit dem Human Genome Project versucht er mit seiner privaten Firma Celera Corporation als Erster das menschliche Genom vollkommen zu entschlüsseln. Thomas verkörpert Craig mit gewohntem Charme und überzeugt mit hohem schauspielerischem und gesanglichem Können. Das Lied „Wissenschaft“ von ihm gesungen, bleibt noch lange nach dem Stück im Gedächtnis. 

 

Linus Pauling, ebenfalls ein US-amerikanischer Chemiker, lebte vom 28. Februar 1901 bis 19. August 1994. Linus arbeitete um 1951 an einem Modell der DNA. Diese Rolle wird auch von Thomas gespielt. Hier glänzt er besonders mit der Tanzeinlage gemeinsam mit dem Bielefelder Opernchor. Beide Rollen zusammen stellen einen hohen körperlichen Anspruch, da allein Craig fast durchgehend auf der Bühne ist. So bleibt nur wenig Zeit für die Umwandlung zu Linus, um als solcher direkt wieder auf der Bühne präsent zu sein.

Alexander Franzen verkörpert zwei Hauptrollen, welche unterschiedlicher nicht sein könnten. Zum einen Maurice Wilkins und zum anderen Mike Hunkapiller. Maurice Wilkins (15. Dezember 1916 – 05. Oktober 2004) war ein neuseeländischer Physiker und Träger des Nobelpreises. Hauptsächlich war er sehr an der Röntgenkristallographie interessiert. Gemeinsam mit seiner Kollegin Rosalind Franklin arbeitete er von 1950 – 1953 am King's College, unter der Leitung von John Randall, an der Erforschung der Struktur der Desoxyribonukleinsäure.  Diese doch recht strenge Rolle spielt Alexander mit Bravour und begeistert auf ganzer Linie. Besonders in der Streit-Szene mit Rosalind kann er stimmlich sehr überzeugen. 

Mike Hunkapiller hat vor allem kommerzielles Interesse an der Entschlüsselung der Gene. So schenkte seine Firma (Perkin-Elmer Corporation), der Firma von Craig und Clair 300 DNA Analysegeräte und unterstützte somit die Celera Corporation im Wettstreit gegen das Regierungsprojekt. Mike wird als bunter Vogel in orangenen Shorts dargestellt, welcher Craig seine Geschäftsidee verkaufen will. Alexander beeindruckt auch hier mit seinen schauspielerischen und gesanglichen Fähigkeiten, sowie seinem Charme. Neben den beiden Hauptrollen verkörpert er noch mehrere kleine Rollen wie Gregor Mendel, Erwin Chargaff und Bob.

Odile Crick und Bernadine Healy werden von Carolin Soyka gespielt. Odile Crick (11. August 1920- 05. Juli 2007) war die stützende Ehefrau an Francis Cricks Seite. Zudem war sie eine begnadete Malerin und berühmt für ihre Zeichnung der DNA Struktur. Bernadine Healy (04. August 1944 – 06. August 2011) war die Chefin des NIH und mit verantwortlich für das Human Genome Project. Carolin spielt beide Rollen hervorragend und beeindruckt besonders mit ihrer kraftvollen Stimme. Der Song „Jedes Problem hat eine Lösung“, welcher sich über beide Rollen hinweg zieht, hat großes Ohrwurm Potential. Auch Carolin verkörpert noch einige kleine Rollen: Emma Darwin, Florence Durham und Alice.

Carlos Rivas verkörpert neben seinen kleinen Rollen: Charles Darwin, Carl Wilhelm von Nägeli, José Raoul Rodriguez und Cecile hauptsächlich den Molekularbiologen und Nobelpreisträger James D. Watson. James wurde am 06. April 1928 geboren. 1951 kam er nach England um sich gemeinsam mit Francis Crick mit der Erforschung der DNA auseinanderzusetzen. Dieses Molekül weckte großes Interesse bei ihm und ließ ihn so schnell nicht mehr los, sodass er zu Beginn das Human Genome Project leitete. Carlos spielt die Rolle wundervoll. Besonders hervorgestochen ist er mit all dem Gefühl, welches er in seine Stimme legt und so die Balladen sehr schön interpretiert.

Francis Crick und Francis Collins werden von Veit Schäfermeier gespielt. Auch Veit hat noch kleine Nebenrollen: William Bateson und Sir William Lawrence Bragg. Francis Crick (08. Juni 1916 – 28.07.2004) war ein britischer Physiker und Biochemiker und ebenfalls Nobelpreisträger. Gemeinsam mit James D. Watson arbeitete er an der Struktur der DNA. Im Verlauf der Forschung zogen sie auch Rosalind Franklin und Maurice Wilkins hinzu. 

Francis Collins wurde am 14. April 1950 geboren. Er ist ein US-amerikanischer Genetiker und Direktor der NIH seit 2009. Ab 1993 übernahm er die Leitung des Human Genome Projects. Zudem spielt Francis Collins Gitarre und singt auch selbst dazu am Ende seiner Rede für die Absolventen der SMU. Daher trägt Veit als Francis Collins eine bunte Krawatte mit einer Gitarre drauf.

Veit glänzt in den beiden, sehr verschiedenen Rollen auf allen Ebenden. Ob es nun der ernstere Francis Crick ist oder der eher bunte Vogel Francis Collins, beide Rollen nimmt man ihm komplett ab. 


 

 

Last but not least: Roberta Valentini spielt die Nebenrollen Beatrice Bateson, Phoebe und Carol. Ihre beiden Hauptrollen sind Rosalind Franklin und Claire Fraser. Rosalind Franklin (25. Juli 1920 – 16. April 1958) war eine britische Biochemikerin. Sie spezialisierte sich auf die Röntgenstrukturanalyse von kristallisierten Makromolekülen. Während ihrer Arbeit am King's College lieferte sie durch „Foto 51“ die entscheidende Grundlage für die Struktur der DNA. Allerdings hatte sie von Beginn an ihrer Arbeit im King's College mit einigen Problemen zu kämpfen, da die Aufgabengebiete von ihr und Maurice Wilkins nicht klar von John Randall abgegrenzt wurden.

Claire Fraser (geb. 1955) ist die Frau an Craig Venters Seite und arbeitete gemeinsam mit ihm an der Entschlüsselung des menschlichen Genoms. 1995 hatten sie die Gene des Bakteriums Haemophilius influenzae vollkommen entschlüsselt und somit veröffentlichten sie die erste vollständige Genomsequenz eines Organismus.

Roberta spielt sowohl die sehr gefühlvolle Rosalind, wie auch die quirlige Claire wundervoll. Besonders berührend ist das Lied „Entdeckung“ von Rosalind, was für mich ein absoluter Gänsehautmoment ist. Beeindruckend ist auch die Schnelligkeit mit der Roberta es schafft sich umzuziehen und die Rolle zu wechseln. Denn dazu hat sie oft nur wenige Sekunden Zeit.

Abschließend bleibt mir noch zu sagen, dass alle Darsteller ihre Rollen wundervoll verkörpern und alle auf der Bühne zusammen hervorragend harmonieren. Dieses Musical ist absolut nicht leicht zu spielen, trotzdem scheint es als wäre es für diese sechs ein Leichtes. 

Stay Wicked 

Eure Pia  

Für alle Fotos in diesem Beitrag liegt das Copyright bei Bettina Stöß.

 

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