Premiere: Disney Die Eiskönigen - Das Musical (Hamburg)

Bereits der Film „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“ von Chris Buck aus dem Jahr 2013 löste einen regelrechten Hype bei Groß und Klein aus, welcher von zahlreichen Merchandising Artikeln in den Regalen diverser Einzelhandelsketten begleitet wird. Die königlichen Schwestern Elsa und Anna aus dem fiktiven Reich Arendelle wurden zu Identifikationspersonen und Olaf der sprechende Schneemann schlich sich durch seine unbeschwerte Art und seinen hohen Niedlichkeitsfaktor in die Herzen der Zuschauer:innen. In den folgenden Jahren erscheinen ein paar Kurzfilme, welche neue Einblicke in das Leben der Schwestern und Olaf zeigen und den Zauber von Arendelle aufrechterhalten. Im Jahr 2019 kam „Die Eiskönigin“ in Spielfilmlänge zurück auf die Kinoleinwand und verzauberte erneut generationsübergreifend das Publikum. An diese Verzauberung soll nun auch in Deutschland das Musical, welches auf dem ersten Teil der Erfolgsreihe basiert, anschließen

(c) Disney_Foto Johan Persson
(c) Disney_Foto Johan Persson

Am 08. November war es so weit und das Theater an der Elbe in Hamburg öffnete seine Türen für eine glamouröse Premiere. Zu Beginn des Stückes sind Elsa und Anna noch Kinder und genießen ihr unbeschwertes Leben im Königreich Arendelle, welches von ihren Eltern regiert wird. Zu diesem Zeitpunkt sind die Zauberkräfte von Elsa innerhalb der Familie kein Geheimnis und die Schwestern verwandeln allein aus Spaß das Schloss in ein Winterwunderland und bauen dabei auch Olaf, welcher zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht lebendig wird. Durch einen Unfall trifft Elsa beim Spielen Anna mit einem Eisstrahl, welche daraufhin durch ein im Wald lebendes Volk geheilt werden muss. Als eine weitere Folge des Unfalls wird Anna jegliche Erinnerung an die Zauberkraft ihrer Schwester genommen. Diese wiederum arbeitet fortan verstärkt daran, ihre Kräfte zu kontrollieren, welches ein Einschließen jeglicher Gefühle mit sich bringt. Hierzu ist es ebenso notwendig, ihre Schwester Anna aus ihrem Leben auszuschließen. Die Situation wird für die Schwestern zunehmend erschwert, als sie noch im Kindesalter ihre Eltern bei einem Schiffsunglück verlieren und Elsa sich mit dem Gedanken abfinden muss, schon bald Königin von Arendelle zu werden. 

Die Kinderdarstellerinnen am Premierenabend beeindruckten insbesondere durch ihr starkes Schauspiel, wodurch bereits in den ersten Minuten deutlich wurde, wie verschieden die beiden Schwestern sind. Während Elsa sich eher als kühl, unnahbar und als die Vernünftigere der Beiden zeigte, glich Anna ab der ersten Sekunde hingegen einem kleinen, niedlichen und aufgeweckten Wirbelwind. Trotz der unterschiedlichen Charakterzüge der beiden Schwestern verbindet sie eine starke Liebe. So ist das gemeinsame Bauen des Schneemanns Olaf eine besonders herzerwärmende Szene, welche von dem Song „Ein kleiner Teil von dir“ begleitet wird. 

Durch den Unfall schlägt die unbeschwerte, verspielte Atmosphäre schlagartig um und das Volk aus dem Wald wird zur Hilfe gerufen, um Anna zu retten. Diese neue angespannte Atmosphäre überträgt sich ebenso in den Zuschauerraum. Auch das fremde Volk macht durch seine leuchtenden Augen, welche bestimmt dem ein oder anderen Kind im Publikum Angst machen, zunächst keinen freundlichen Eindruck. Mit den als Steine getarnten Trollen aus dem Film haben diese in der optischen Darstellung nichts gemein und erinnern eher an eine stereotypisierte Darstellung eines Indianerstamms. Beim Hervortreten der beiden Anführer des Volkes und der Heilung von Elsa wird ihr gutherziger Charakter deutlich. 

Nachdem diese Szene sich doch sehr stark vom Film unterscheidet, bedient sich die Inszenierung des Songs „Willst du einen Schneemann bauen“ mit all seinen Reprisen den Bildern des Films und wirkt so beinah wie eine Kopie. Mit dem Abschluss dieser etwas langatmigen Szene werden die Kinderdarsteller durch Celena Pieper (Anna) und Sabrina Weckerlin (Elsa) abgelöst. 

Die beiden Königsschwestern sind somit nun erwachsen und die Krönung steht kurz bevor. Elsa verspürt eine tiefe Angst, ihre Kräfte bei diesem wichtigen Ereignis nicht kontrollieren zu können. Die nichts ahnende Anna hingegen freut sich, endlich wieder ein Fest auf Arendelle feiern zu können. Bei all der Feierlaune verliebt sie sich prompt in Prinz Hans und verkündet die bevorstehende Hochzeit freudig ihrer Schwester. Diese kann daraufhin ihre Emotionen nicht länger zügeln. So versetzt Arendelle in einen ewigen Winter und flüchtet in die Wälder. Anna möchte ihr helfen und eilt ihr nach. Es beginnt für sie eine aufregendes Abenteuer bei dem sie neue Freunde findet und lernt, was wahre Liebe ist. Prinz Hans bleibt währenddessen in Arendelle zurück und beginnt Stück für Stück das Königreich an sich zu reißen. 

Celena Pieper gibt eine ganz fabelhafte, aufgedrehte, leicht naive und liebenswürdige Anna. Dabei hält sie in ihrem Spiel stets eine gute Balance, wodurch es niemals aufgesetzt oder kitschig wirkt. Durch dieses Spiel bietet sie einen perfekten Gegensatz zur sehr reservierten und kühlen Elsa. Darüber hinaus ist im Laufe des Stückes eine starke Entwicklung weg von dem naiven Mädchen hin zu einer jungen Frau erkennbar. Durch verspielte Szenen wie „Liebe öffnet Türen“ gemeinsam mit Milan van Waardenburg (Hans) oder „Was weißt du über Liebe?“ im Duett mit Benèt Monteiro (Kristoff) zaubert die charmante Darstellerin den Zuschauer:innen ein Lächeln ins Gesicht und beeindruckt zugleich mit ihrer ausdrucksstarken Stimme. 

(c) Disney_Foto Johan Persson
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Elsa wird von Sabrina Weckerlin verkörpert. Auch sie beeindruckt durch Spiel und Gesang. So zeigt sie eine kühle und distanzierte Elsa, welche von Selbstzweifeln geplagt wird und nur selten hinter ihre Fassade blicken lässt. So werden Songs wie „Dangerous to Dream“ und „Monster“ zu emotionalen Highlights und erlauben einen Blick in die Gefühlswelt von Elsa. Zudem scheint Elsa in manchen Szenen mit ihrer Schwester Anna zumindest für wenige Minuten etwas aufzutauen und lässt Emotionen sichtbar werden. Ansonsten erfordert die Kontrolle der Zauberkräfte ein Einschließen aller Emotionen, wodurch Elsa kalt wirkt und eine dauerhafte Identifikation mit der Figur schwierig wird. Dennoch wird „Lass jetzt los“ zu dem Highlight der Show. Es ermöglicht Sabrina Weckerlin all die Power, die in ihr steckt zu entfesseln und so einen Gänsehautmoment zu erschaffen. Der Einsatz der umfangreichen Bühnentechnik und der Quick Change lassen die Szene darüber hinaus zu einem Live-Erlebnis werden, welches das Publikum so schnell nicht vergessen wird. 

Elindo Avastia haucht dem Schneemann Olaf Leben ein und verzückt das Publikum durch sein grandioses Puppenspiel. Den bereits aus dem Film bekannten Song „Im Sommer“ performant er auf eine sehr coole und dennoch niedliche, kitschige Art, wodurch Olaf schnell zum Publikumsliebling wird. Schließlich kann niemand einem Schneemann widerstehen, der den Sommer und Umarmungen liebt. Neben Olaf wird das Rentier Sven gespielt von Peter Linsky zu einem starken Sympathieträger des Stücks.

(c) Disney_Foto Johan Persson
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Ebenso glänzt das Stück durch zahlreiche große Ensemblenummern, welche alle eine grandiose Leistung darlegen. Zudem erfordert das Stück aufgrund der Zauberkräfte von Elsa einen erhöhten Einsatz von Bühnentechnik. Dieser Einsatz von Technik ist aufs genauste mit den Bewegungen von Elsa abgestimmt, wodurch eine Verzauberung beim Publikum ausgelöst werden kann. Allerdings bleibt ein wahres Überraschungsmoment oder ein Moment des Staunens zumindest beim erwachsenen Publikum aus.

Abschließend betrachtet ist Disney Die Eiskönigin – Das Musical ein zauberhaftes Familienmusical, welches die Botschaft über die grenzenlose Kraft der Liebe zwischen Geschwistern verbreitet und natürlich die Herzen der Fans des Films höher schlagen lässt. 

 

Eure Pia 

Weitere Informationen zum Cast und Stück findet ihr hier