Am Freitagabend wurde in Bielefeld ein neues Genre zum Leben erweckt: Wissenschaft-Musical. Komponiert von Bill Murta, mit den Songtexten von Constanze Grohmann und dem Buch von Thomas Winter, ist es das erste Musical, welches sich mit der Wissenschaft auseinandersetzt. Genauer gesagt befasst es sich mit der Entdeckung der DNA Anfang der 1950er - Jahre in einem der Handlungsstränge und der Andere mit der Entwicklung der Gentechnologie rund ein halbes Jahrhundert später. Das Musical, welches ca. drei Stunden geht, gleicht keineswegs einer trockenen Biostunde in der Schule. Denn es setzt sich auch mit den Menschen hinter den Forschungsergebnissen auseinander und deren Konflikten und Gefühlen. All das basiert auf den Biographien der Wissenschaftler.
Der Zuschauer wird langsam an die Forschung heran geführt, sodass es zu jedem Zeitpunkt möglich ist, der Handlung trotz unbekannter Fachbegriffe zu folgen.
Roberta als Rosalind Franklin/ Entdeckung vom Foto 51 (c) Bettina Stöß
Bill hat die Lieder eigens für die Hauptdarsteller: Roberta Valentini, Carolin Soyka, Thomas Klotz, Veit Schäfermeier, Alexander Franzen und Carlos Rivas geschrieben. Die Darsteller dürften dem Bielefelder Publikum bekannt sein, da jeder schon einige Erfolge in dem Theater feiern durfte, wie nun zuletzt die Premiere vom „Molekül“. Unterstützt werden die Hauptdarsteller durch den Bielefelder Opernchor, welcher für die großen Showmomente sorgte.
Für den richtigen Sound aus dem Orchestergraben sorgten die wunderbaren Bielefelder Philharmoniker unter der Leitung von Bill.
Thomas als Linus Pauling mit dem Opernchor (c) Bettina Stöß
Die Leistung der Darsteller hatte höchstes Niveau. Sie meisterten Zungenbrecher wie Desoxyribonukleinsäure mit Bravour. Alle Künstler fühlten ihre Rollen und ließen es so zu, dass der Zuschauer sich leicht in sie hineinversetzen konnte. Allerdings, verlangt dieses Stück den Darstellern besonders körperlich einiges ab. So sind es 26 Rollen für nur sechs Künstler. Dies bedeutet, dass alle fast durchgehend auf der Bühne sind oder sich in Windeseile umziehen müssen.
Die Kostüme und das gesamte Bühnenbild sind sehr beeindruckend. Vor allem die Nachstellung der Labore und der dortigen Arbeitsmittel sind mir besonderes in Erinnerung geblieben. Hierfür verantwortlich ist Ulv Jakobsen.
Roberta als Rosalind Franklin mit Alexander als Maurice Wilkins (c) Bettina Stöß
Das ganz besondere Etwas bekam „das Molekül“ durch Videoprojektionen an verschiedenen Stellen durch Konrad Kästner. Diese helfen dabei die wissenschaftlichen Zusammenhänge besser zu verstehen und nachvollziehen zu können.
Mit dem neuen Musical „das Molekül“ hat das Theater Bielefeld einen mutigen Schritt getan, welcher mehr als gelungen ist. Alle Beteiligten, besonders natürlich Bill, können sehr stolz auf sich
sein, denn ihm ist es gelungen, ein interessantes und ebenso komplexes Thema auf die Musicalbühne zu bringen und mit einer gewissen Portion Humor aufzupeppen.
So steht zwar ein ernstes Thema im Mittelpunkt, aber es wird immer wieder aufgelockert. Nur bleibt am Ende trotzdem die große Frage im Raum stehen: Wie weit darf die Wissenschaft gehen? Wo
beginnen ethische Grauzonen?
v.l. Alexander als Mike Hunkapiller, Carlos als James D. Watson, Carolin als Bernadine Healy, Veit als Francis Collins, Thomas als Craig und Roberta als Claire Fraser (c) Bettina Stöß
Wir von Musicalfever können euch allen das Stück nur wärmstens empfehlen. Es wurde mit so viel Herzblut über viele Monate erarbeitet und das Ergebnis ist wundervoll. Denn steckt nicht in jedem von uns ein kleiner Forscher auf der Suche nach Antworten?
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