Europapremiere: "Die fabelhafte Welt der Amelie"

Am 14.02.2019 feierte das Musical „Die fabelhafte Welt der Amelie“ unter der Regie von Christoph Drewitz im Werk 7 (München) Europapremiere. Das Musical nach dem gleichnamigen Film erzählt die Geschichte der jungen Amelie.

Amelie Poulain wird als Tochter eines Arztes und einer Lehrerin geboren. Sie erfährt nur wenig Zuneigung. Ihr Vater umgeht jeden Körperkontakt zu seiner Tochter. Nur bei den regelmäßigen Untersuchungen kommt es zu Berührungen. Voller Freude beginnt dabei Amelies Herz wie wild zuschlagen, woraufhin ihr Vater fälschlicherweise einen Herzfehler diagnostiziert. Um Amelie jegliche Aufregung zu ersparen, wird sie von ihrer

Mutter zuhause unterrichtet und hat keinerlei Kontakt zu anderen Kindern. So

baut sich Amelie eine Phantasiewelt, in die sie immer weiter hineintaucht.

Amelies einziger Freund ist ein Goldfisch namens „Pottwal“, der an Depressionen leidet und schon mehrmals versuchte Selbstmord zu begehen. Eines Tages setzten ihre Eltern den Goldfisch in einem Gewässer aus. Kurz drauf musste Amelie zusehen, wie ihre Mutter ums Leben kam. Ihr Vater zog sich darauf noch mehr zurück. Jahre später fasste Amelie den Entschluss aus dem Elternhaus auszuziehen und die Welt kennenzulernen. Sie arbeitet in einem Café und erfreut sich an den kleinen Dingen im Leben. Zudem findet sie Gefallen daran anderen Menschen zu helfen. Bis sie auf einen jungen Mann namens Nino trifft, der ihr Herz erobert. Nun braucht Amelie Hilfe, um ihre Unsicherheit überwinden zu können. Wird sie es schaffen über ihren eigenen Schatten zu springen?

Wie schon bei „Fack ju Göhte“ passt sich das gesamte Theater dem Style des Musicals an. Das gesamte Musical spielt in der Kulisse eines Cafés. Es gibt eine Theke mit Barhockern, verschiedene alkoholische Getränke sind im Hintergrund sichtbar und auch der anschließende Tabakladen ist detailgetreu eingerichtet. Einzelne Tische und Stühle werden je nach Bedarf dazu geholt.

Die Musik von Daniel Messé mit Einbindung der Filmmusik von Yann Tiersen verschafft dem Musical eine ruhige Atmosphäre ohne musikalische Überraschungen. Das Stück ist sehr Balladen lastig und wird nur durch wenige Show Nummern aufgelockert. Die kleine Band ist während des gesamten Stückes sichtbar auf einer Art Balkon über dem Café platziert.

Die vier Puppen: Amelie, Nino, Pottwal und der Zwerg werden mit sehr viel Liebe zum Detail bespielt. Jede der Puppen wird zum Leben erweckt, sodass ich ab und an die Darsteller, die diese bespielten vergas. Alle Puppen wurden von den Musicaldarstellern selbst gespielt und gebaut wurden die Mini-Stars von Stefan Fichert.

Kurz vor Beginn des Stückes verteilt sich das Ensemble auf den Gängen im Zuschauerraum. Es folgt ein recht ruhiger musikalischer Einstieg, in welchem das Ensemble in eine allwissende Erzählerrolle schlüpft. Dadurch können scheinbar nebensächliche Geschehnisse in kurzer Zeit erzählt werden und ein genauer Fokus auf andere Geschehnisse gelegt werden. Ich als Zuschauer wurde aufgrund dieser Erzählweise gut in die Geschichte eingeführt und hatte nicht das Gefühl abrupt hineingeschmissen zu werden. Im Verlauf des Stückes werden von Amelie einzelne Charaktere eingeführt, die aus dem Ensemble hervorkommen. Diesen Charakter scheinen die Darsteller jedoch wieder zu verlieren, wenn sie als allwissende Einheit fungieren.

Der doch recht kleine Cast harmoniert in allen Punkten hervorragend und hält die Spannung zu jedem Zeitpunkt durch sein Spiel aufrecht. Verzeiht mir bitte, dass ich hier nicht jeden einzeln hervorheben werde.

Mit Amelie im Café arbeiten die drei Damen: Suzanne (Christine Rohtacker), Georgette (Fleur Alders) und Gina (Kira Primke). Jede verlieh ihrem Charakter auf ihre Weise das Gewisse etwas, wodurch es sehr viel Spaß macht dem Dreigespann zuzusehen.

Stephan Bürgi nimmt die Zuschauer als Raphael Poulain mit auf eine kleine Achterbahnfahrt der Emotionen. Zuerst stirbt seine Frau, dann verschwindet der Gartenzwerg und schlussendlich ist er wieder bereit seine Gefühle neu zu entdecken.

Andreas Bongrad spielt Nino. Er schafft es, dass man wahrlich mit ihm auf der Suche nach Amelie mit fiebert. Ein besonders schöner Moment ist das Duett mit Amelie „Wer sucht mich?“ zum Beginn des 2. Aktes.

Sandra Leitner verkörpert die Titelfigur Amelie. Sie berührt einen durch ihr facettenreiches Spiel und ihre gefühlvolle Stimme. Es macht Spaß ihr in ihrer Rollenentwicklung zuzusehen, wie sie lernt Gefühle zuzulassen.

„Die fabelhafte Welt der Amelie“ ist ein Musical, welches zum Träumen einlädt. Amelie lässt den Zuschauer für diese Zeit an ihrer Welt teilhaben und je nachdem welchen Sitzplatz man hat, kann es passieren, dass man kurz aktiver Teil dieser Welt wird. Durch einige kleine Witze wird, die sonst so romantische Stimmung, immer wieder aufgelockert. Die wenigen Shownummern tun ihr weiteres dazu.

Ich kann das Stück wirklich jedem ans Herz legen. Geht rein und lasst euch für einen Moment in Amelies Welt entführen.

 

Stay Wicked

Eure Pia

Die Rechte der in diesem Beitrag verwendeten Bildern liegen bei Stage Entertainment.