Premiere: "3 Musketiere" Magdeburg

Am 09. November 2019 kam das Stück „3 Musketiere“ in einer Inszenierung von Ullrich Wiggers im Opernhaus Magdeburg zur Premiere. Das Musical basiert auf dem Roman „Die drei Musketiere“ von Alexandre Dumas. Komponiert wurde die Musik von den Brüdern Rob und Ferdi Bolland.

Thematisiert wird der Aufstieg des jungen D‘Artagnan. Er reist nach Paris, um seinem Vater nachzueifern und ebenso wie er ein Musketier der Garde zu werden. Schnell findet er in den drei Musketieren Athos, Aramis und Porthos Freunde, die stets unter dem Motto „einer für alle und alle für einen“ an seiner Seite stehen. Auch gerät er in die Machtspiele von Kardinal Richelieu und dem König Ludwig XIII. Trotz aller Degengefechte bleibt genug Raum für die ganz große Liebe. 

(c) Nilz Böhme
(c) Nilz Böhme

D’Artagnan wird von Florian Peters verkörpert. Die Unbeholfenheit in Verbindung mit Unerfahrenheit D’Artagnans wird von ihm sehr authentisch dargestellt. Dennoch schlummert in ihm eine Menge Mut, welcher durch seine Gefühle für Constance immer mehr gefördert wird und dafür sorgt, dass er im Laufe des Stücks eine beachtliche Entwicklung durchmacht. All die tiefen Emotionen sind Florian Peters aus der Mimik abzulesen. Eine besonders schöne, wenn auch ein wenig kitschige Szene ist das Duett „Alles“ mit Constance (Katia Bischoff).

Katja Berg als Milady de Winter beeindruckt mit ihrer starken Bühnenausstrahlung und ihrer ebenso kraftvollen und emotionsgeladenen Stimme. In wenigen einzelnen Momenten bröckelt die harte Fassade der Milady. Diese kurzen Frequenzen von Zerbrechlichkeit werden von Katja Berg auf den Punkt dargestellt, wodurch es dem Zuschauer möglich ist, das Agieren der Milady nachzuvollziehen.  

Kardinal Richelieu wird von Patrick Stanke gespielt. In seiner ersten Szene steht er alleine und mit dem Rücken zum Publikum gewandt auf der Bühne. Bei den ersten Tönen wird der Theatersaal nur durch seine Stimme gefüllt, was einem kurz eine Gänsehaut verschaffen kann. Er verleiht dem Kardinal eine stetige Machtgier und bedient sich ebenso der kompletten Palette der Emotionen. So wird „Ich bin nicht aus Stein“ ein grandioser Ausdruck seiner Verzweiflung und ein Höhepunkt des Abends.

Die drei Musketiere Athos (Lucius Wolter), Aramis (Dániel Rákász) und Porthos (Benjamin Eberling) wurden allein äußerlich betrachtet sehr verschieden besetzt, was die verschiedenen Charaktere unterstreicht. In ihren gemeinsamen Gesangparts harmonieren sie als eine Einheit. Das gesamte Spiel der drei Herren ist aufeinander abgestimmt. Das Solo „Engel aus Kristall“ wird von Lucius Wolter gut gesungen. Doch leider versteht man ihn kaum bis gar nicht aufgrund der recht lauten E– Gitarre. In der Reprise gemeinsam mit Katja Berg im zweiten Akt kommen dann die beiden starken Stimmen mehr zum Ausdruck. 

Katia Bischoff spielt die Constance und verleiht ihr zunächst etwas unschuldiges, beinah naives. Im Verlauf des Stücks wächst sie an ihren Aufgaben, behält dennoch ihre Naivität bei.  In ihre Stimme legt sie jegliche Emotionen. Im Terzett mit Königin Anna (Jeanette Neumeister) und Milady de Winter (Katja Berg) harmonieren alle hervorragend. 

Königin Anna wird von Jeanette Neumeister gespielt. Passend zur historischen Rolle der Königin ist sie eher unauffällig und agiert im Hintergrund, aber dennoch hat sie stets ein Blick auf das Land und ihre Ehe.

König Ludwig XIII. und Herzog von Buckingham werden von Andreas C. Meyer gespielt. Diese Doppelrolle zweier sehr verschiedener Herrscher meistert er mit Bravour, sodass wenn man zunächst gar nicht bemerkt, dass es derselbe Darsteller ist.

(c) Nilz Böhme
(c) Nilz Böhme

Zudem sind einige Statisten*innen an der Produktion beteiligt und spielen unter anderem das Pferd auf dem D’Artagnan reiten kann. Auch dabei ist der Opernchor, wodurch die Bühne mit einer Vielzahl von verschiedensten Bürger*innen gefüllt wird und eine große Stimmgewalt erklingt. Kati Heidebrecht war für die Choreografien zuständig. Sie hat das Ballett passend eingesetzt und gibt teilweise Szenen noch mehr Ausdruck. Die Kampfchoreografien stammen von Klaus Figge und sind eindrucksvoll anzusehen und auf den Punkt gebracht. Die Kostüme von Leif-Erik Heine versetzen einen direkt in eine andere Zeit. Das Bühnenbild, welches ebenso von ihm stammt, glänzt durch eine Schlichtheit und dennoch einfache Wandelbarkeit. Für verschiedene Umbauten kommen die Techniker im Kostüm auf die Bühne und werden somit auch Teil der Inszenierung.

 

Die Inszenierung wirkte bei der Premiere etwas schleppend. Es gibt zwar Dialoge, die sehr energiegeladen sind, zum Bespiel zwischen dem Kardinal Richelieu und Milady de Winter. Andere Szene ziehen sich leider und greifen teilweise in der Figurenführung nicht die Dringlichkeit der Dialoge passend auf. Durch Spielroutine wird sich dies hoffentlich noch einpendeln. Ein weiteres Manko ist die oben schon genannte Tonabmischung. Denn leider war die zu laute Musik aus dem Orchestergraben bei „Engel aus Kristall“ kein Einzelfall.

 

Insgesamt ist es ein ganz schöner Musicalabend mit einem Stück, bei dem sich jede*r im Publikum in einer der Rollen zumindest ein Stück weit wiederfinden kann. Denn dreht es sich nicht für jeden*r immer irgendwie um die Liebe und das Erstreben von Erfolg. 

 

Stay Wicked

Eure Pia